Aromatisierte Tees
Aromatisierte Tees sind keine Erscheinung der Neuzeit, sondern blicken auf eine lange Geschichte zurück. Schon im alten China kamen die Menschen auf die Idee, Tee zu aromatisieren, um ihn geschmacklich interessanter zu gestalten und anzureichern. Dazu nahm man Grüntee oder eine Mischung aus grünem und schwarzem Tee und mischte ihn mit Rosen- oder Jasminblüten. Nach einer gewissen Zeit wurden die Blüten herausgenommen und durch neue ersetzt, bis der Tee das gewünschte Aroma angenommen hatte. Auch heute noch wird Jasmin- oder Rosentee in einem ähnlichen Herstellungsprozess gewonnen und vereinzelt in dem Tee befindliche Blüten sind nicht nur dekorativ, sondern zeugen von der hohen Qualität des Tees.
Aromatisierte Tees – Der Earl Grey
Einer der in Europa bekanntesten und traditionsreichsten aromatisierten Tees ist der Earl Grey. Er besteht aus schwarzem Tee, der mit dem Öl der Bergamotte-Pflanze, einer Zitrusart, aromatisiert wird. Der Tee erinnert seinem Namen nach an den britischen Premierminister Charles Grey. Die Legende berichtet, dass während einer Überfahrt zwischen China und England auf hoher See ein starker Sturm aufkam, der die gesamte Schiffsladung durcheinanderwarf. Das mitgeführte Bergamotte-Öl lief aus und ergoss sich über einige Teeballen. Nach Prüfung und Verkostung befand Earl Grey das Resultat jedoch als köstlich. Nachdem auch Bekannte und Freunde begeistert waren, beschloss er, den so aromatisierten Tee auf den Markt zu bringen. Die Aromatisierung hatte neben der geschmacklichen Verbesserung auch einen ganz konkreten Vorteil: Sie verhinderte, dass der tief im Schiffsinneren lagernde Tee unliebsamen Fisch- oder Modergeruch annahm. Heutzutage werden die Teeblätter mit dem aus den Schalen der Bergamottefrucht extrahierten kostbaren Öl bestäubt, um so den unverkennbaren Geschmack zu erhalten. Aus Kostengründen wird mittlerweile, insbesondere bei billigen Tees, anstelle des echten Bergamotte-Öls künstliches Aroma beigesetzt. Der Name „Earl Grey“ bezieht sich dann nur noch auf die herb-zitronige Geschmacksnote des Tees.
Es gibt mittlerweile sogar grünen Tee mit zugesetztem Bergamotte-Aroma, der ebenfalls unter dem Namen „Earl Grey“ vertrieben wird. Lady Grey ist ein in den 1990er Jahren kreierter Tee, der Teeliebhaber ansprechen sollte, denen der traditionelle Earl Grey zu parfümiert schmeckte. Lady Grey enthält neben Bergamotte-Öl auch einen geringen Anteil an Schalen von Bitterorangen sowie Zitronen, für eine ansprechende Optik sorgen blaue Kornblumenblätter, diese haben jedoch keine Auswirkungen auf den Geschmack. Einige Hersteller ersetzen die Bitterorangenschalen durch Lavendelaroma.
Indischer Chai
Eine weitere klassische Variante des aromatisierten Tees stammt aus Indien und wird dort unter dem Namen „Masala Chai“ täglich mehrmals – üblicherweise in kleinen Portionen und Tässchen – zu sich genommen. Hierbei sind aromatische Gewürze wie beispielsweise Zimt, Ingwer, Kardamom, Pfeffer, Nelken, Muskat die Geschmacksträger. Ein festes Rezept gibt es nicht, in der Regel wird Wasser mit den oben genannten Gewürzen aufgekocht, danach werden schwarzer Tee, Milch und Zucker hinzugetan. Das Ganze lässt man wieder aufwallen, dann wird es von der Feuerstelle genommen und einige Minuten stehen gelassen.
Die arabische Teekultur
Wer schon einmal in Nordafrika war, hat ihn bestimmt genossen: Den „Attai bi nana“ – Tee mit Nana-Minze. Er wird zu jeder Tages- und Nachtzeit getrunken und ist ein beliebter Energiespender. Hierbei wird grüner Gunpowder-Tee mit Wasser in einer kleinen, bauchigen Kanne aufgekocht, dazu kommen reichlich Zucker und frische Nana-Minze, die an jeder Ecke zu haben ist und die ihr frisches, belebendes Aroma verströmt. Der Sud wird dann ein paar Momente stehen gelassen und dann – das ist sehr wichtig! – in hohem Bogen in kleine Teegläser gegossen, sodass er Schaum bildet. Der Tee schmeckt intensiv nach Minze, dabei gleichzeitig bitter und sehr, sehr süß. Wer möchte, kann den Tee noch mit Safran, Rosen- oder Orangenblütenwasser verfeinern!
Aromatisierte Tees – Der chinesische Rauchtee
Der Lapsang Souchong nimmt eine Sonderstellung ein. Bei dem Tee mit dem schwierigen chinesischen Namen handelt es sich um einen kräftigen Schwarztee, der sein einzigartiges Aroma durch den Rauch von harzigem Fichtenholz oder Kiefernwurzeln erhält. Danach werden die Teeblätter über dem Feuer geröstet und dann noch einmal in einem dritten Arbeitsgang fertig geräuchert. Der Eigengeschmack dieses Tee ist kaum mehr zu erahnen, da er durch den starken Rauchgeschmack überdeckt wird. Den Lapsang Souchong kann man pur trinken oder eine Prise davon anderen Teesorten beimengen, um ihnen ein leichtes Raucharoma zu verleihen. Es war übrigens Winston Churchill, der den Lapsang Souchong, zusammen mit einer guten Zigarre, besonders zu schätzen wusste.
Mit Aromen angereicherte Tees
Neben den klassisch aromatisierten Tees wurden in letzter Zeit viele neue Tees kreiert, die sich besonders in Europa großer Beliebtheit erfreuen. Hierbei wird der schwarze oder grüne Tee mit verschiedenen Aromen angereichert und so entstehen Kreationen wie Erdbeer-, Himbeer-, Mandel-, Vanille-, aber auch Whiskey- oder Karamelltee.
Einige Puristen lehnen diese Tees ab, da sie ihrer Meinung nach den reinen Teegeschmack verfälschen. Tatsächlich besitzt schwarzer als auch grüner Tee je nach Herkunft und Erntezeit einen ganz eigenen, unverkennbaren Charakter und Geschmack. Andererseits ist Abwechslung die Würze des Lebens und es spricht nichts dagegen, sich die ganze Bandbreite köstlicher Tees mit verschiedenen Aromen nach und nach zu erschließen. Sehr beliebt ist die Kombination Schwarz- oder Grüntee mit Fruchtaromen. Hochwertige Tees, oft auch in Bio-Qualität, kann man daran erkennen, dass sie einen gewissen Anteil an getrockneten Früchten, beispielweise Apfel- oder Birnenstückchen, enthalten. Geschmacksrichtungen wie Karamell, Vanille, Krokant oder Zimt schmecken besonders köstlich in der kalten Jahreszeit.
In letzter Zeit sind verstärkt Mischungen mit recht phantasievollen Bezeichnungen auf den Markt gekommen. Darunter fallen etwa Gute-Laune-Tee, 1001 Nacht, Schlechtwettertee oder Ähnliches. Hier kann man aus dem Namen nicht auf die Zutaten oder den Geschmack schließen, sondern muss genau das Etikett studieren.
Lose Blätter oder Beutel – das ist oft die Frage. Teebeutel sind eine saubere Angelegenheit, denn man kann sie genau portionieren und auch die Entsorgung ist sehr einfach. Dafür ist der Geschmack oft weniger intensiv als bei losen Teeblättern, deren Zubereitung etwas mehr Aufwand und Achtsamkeit erfordert. Eine gute Lösung ist es, zuhause in aller Ruhe und Gemütlichkeit und bei besonderen Anlässen mit losen Teeblättern seine eigene kleine private Teezeremonie abzuhalten, während im Büro oder unterwegs auf die praktischen Teebeutel zurückgegriffen werden kann.
Wie gesund sind aromatisierte Tees?
Tee, ob mit oder ohne Aromen, ist an sich ein gesundes Getränk. Jedoch sollte man sehr darauf achten, wo man ihn kauft. Leider sind manche Tees, insbesondere aus Fernost, oft sehr stark mit Pestiziden, Schwermetallen und anderen Schadstoffen belastet. Deshalb ist es wichtig, auf Qualität zu achten und sich an renommierte Marken oder vertrauenswürdige Händler zu halten. So kann man sicher sein, dass man gute Qualität und unbelastete Ware bekommt.
Tee selbst aromatisieren
Tee kann man natürlich auch selbst aromatisieren. Schneiden Sie die Schale einer Orange (auf ungespritzte Bio-Qualität achten!) in Stücke und lassen Sie sie trocknen. Mit Nelken und Zimtstangen mischen, unter Schwarztee mischen und in einem luftdicht verschlossenen Gefäß stehen lassen. Auch grüner Kardamom gibt ein feines Aroma. Trocken und lichtgeschützt aufbewahrt hält sich der Tee so mehrere Monate. In der Zubereitung unterscheidet sich aromatisierter Tee nicht von der anderer Sorten. Auch hier gilt die Regel, dass schwarzer Tee mit sprudelnd kochendem Wasser, grüner Tee dagegen mit auf 70 – 80 Grad abgekühltem Wasser aufgegossen werden sollte. Während schwarzer Tee 3 bis 5 Minuten – je nach gewünschter Stärke – ziehen sollte, kann grüner Tee, insbesondere sehr hochpreisiger japanischer Tee, unmittelbar nach dem Aufgießen genossen werden. Dafür kann man auch zwei bis drei Aufgüsse machen.