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Darjeeling

Unter der Bezeichnung Darjeeling ist vor allem ein Schwarztee bekannt, der wegen seiner einzigartigen Bernsteinfärbung und seines blumig-duftigen Aromas in der ganzen Welt berühmt ist. Er wird wegen seiner herausragenden Qualität von Teeliebhabern als der „Champagner der Tees“ bezeichnet und ist auch ohne zusätzliche Würze wie Milch und Zucker ein hocharomatischer Genuss. Dieser kostbare Tee wächst ausschließlich auf den südlichen Hängen des Himalayas im Norden Indiens zwischen den Nachbarstaaten Nepal und Bhutan. Der Tee ist nach der Stadt Darjiling in der westbengalischen Region benannt, in deren bergigen Umland er wächst. Durch die hohe Qualität und den damit verbundenen stolzen Preis gelangten in der Vergangenheit oft billige Teesorten aus anderen Gebieten als Darjeeling Tee in den Verkauf, was den Unternehmen in der Region wiederholt ernsthafte wirtschaftliche Probleme einbrachte. Heute ist Darjeeling Tee jedoch eine streng geschützte Marke, die nur beste Qualität und ein besonderes Trinkvergnügen verspricht.

Darjeeling

Darjeeling ©iStockphoto/RTsubin

Die turbulente Geschichte eines einzigartigen Tees

Die Geburtsstunde des Darjeeling Tees ist dem aus England stammenden Sanitätsoffizier und Oberaufseher Dr. Arthur Campbell zu verdanken, der auf seinem in der Region Darjeeling gelegenen Gut Beechwood als Erster in der Region mit dem Anbau von Teepflanzen experimentierte. Der Botaniker hatte die Samen von seinen Reisen nach China mitgebracht und baute diese im Jahr 1841 in den Gärten seiner Residenz an. Da seine Experimente von Erfolg gekrönt waren, schickte die englische Regierung wenige Jahre später Sonderbeauftragte in die Region von Darjeeling, um in dem Gebiet einige Teegärten anzulegen und staatlich geführte Teeschulen zu gründen. Da die Region mit wenigen wohlhabenden Familien und einigen militärisch bedeutenden Persönlichkeiten aus Großbritannien recht dünn besiedelt war und die Arbeitskräfte für dieses Großunternehmen fehlten, wurden nach und nach Menschen aus den umliegenden Gebieten und angrenzenden Ländern in Darjeeling angesiedelt, um in der bergigen Landschaft die notwendigen Terrassen anzulegen und die Wälder zu roden. Mit einer großen Anzahl an zugezogenen Menschen aus Nepal konnte schließlich mit dem Teeanbau und der Weiterverarbeitung der geernteten Blätter im großen Stil begonnen werden. Noch heute besteht die Bevölkerung der Berglandschaft Darjeelings aus unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen, die sich vor über 150 Jahren hier zusammenfanden.
Bereits zwei Jahrzehnte später existierten in Darjeeling fast vierzig Teegärten, in den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts wurden erste große kommerzielle Erfolge der Teeproduktion in dieser Region verzeichnet. In vergangenen Jahrzehnten führten nicht nur Weltwirtschaftskrisen, sondern auch betrügerischer Handel im großen Stil immer wieder zu Schließungen wichtiger Teegärten, die die Region, die wirtschaftlich fast zu hundert Prozent von der Produktion des Tees abhängig ist, stark schwächten.

Darjeeling – Eine geschützte Marke

Die kostbaren Teesorten, die ausschließlich in Darjeeling angebaut werden dürfen und wegen ihrer hohen Qualität weltberühmt sind, wurden in der Vergangenheit wiederholt Opfer von billigen Fälschungen aus anderen Gebieten, die etliche katastrophale Preisverfälle verursachten. Die indische Regierung sah dem blühenden Geschäft mit billigen Kopien minderer Qualitäten lange zu, bis die Region von Darjeeling durch die zahlreichen Schließungen renommierter und traditionsreicher Teeplantagen allmählich wirtschaftlich zugrunde ging. Erst in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurden Maßnahmen gesetzt, um das Überleben der Teegärten und damit die wirtschaftliche Stabilität des gesamten Gebiets der westbengalischen Berglandschaft zu sichern. Durch großzügige Subventionen konnten die Unternehmen wiederbelebt werden. Ein umfangreiches staatliches Programm zum Schutz der Marke Darjeeling gewährleistetet darüber hinaus, dass nur Tee aus den bergigen Gebieten der Region als Darjeeling verkauft werden darf und die Preise dadurch stabil bleiben. Seit 1953 kümmert sich das „Tea Board of India“ darum, dass Produktpiraterie erheblich erschwert wird und der Kunde auch wirklich den Tee bekommt, für den er bezahlt. Als offizielle Teebehörde des indischen Staates vergibt das Tea Board of India Lizenzen für den Handel, um sowohl die Fälschung, als auch eine Vermischung mit Sorten aus anderen Anbaugebieten zu verhindern. Heute ist Darjeeling Tee aus streng festgelegten geographischen Zuweisungen als Handelsmarke registriert und dadurch wesentlich besser vor Fälschungen und Missbrauch geschützt. In der Europäischen Union können sich leidenschaftliche Teetrinker seit dem Jahr 2011 zu hundert Prozent darauf verlassen, dass jede Tasse Darjeeling Tee tatsächlich von den Berghängen des Himalaya im Gebiet Darjeeling stammt.

Jeder Teegarten in Darjeeling produziert Sorten mit unverwechselbarem Charakter. Leidenschaftliche Teeliebhaber kennen daher berühmte und traditionsreiche Plantagen wie Steinthal, Risheehat, Soom, Margaret’s Hope, Castleton, Jogmaya oder Chamong und deren Tees am einzigartigen Duft der Blätter und dem Geschmack des hocharomatischen Aufgusses. Seit sich die ersten Familien in der Region um Darjeeling niederließen, um mit dem Teeanbau ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wurden die Arbeitsplätze in den Plantagen innerhalb der Sippen von einer Generation zu nächsten weitergegeben. Die Tätigkeit als Teepflücker in Darjeeling wird daher fast als Privileg angesehen, das nur weitervererbt werden kann. Die Unternehmer garantieren ihren Arbeitern neben einer fairen Bezahlung auch eine kostenlose medizinische Versorgung bis zum Tod, eine umfassende Schulausbildung für die Kinder und die Versorgung mit günstigen Lebensmitteln unabhängig von den Preisen des Weltmarkts.

Die Zeit der Pflückung beeinflusst den Geschmack

Die Teepflanzen wachsen in Darjeeling in Lagen von bis zu 2000 Metern Höhe, wo sie langen Stunden von intensivem Sonnenschein ausgesetzt sind, der das blumig-fruchtige Aroma der Blätter maßgeblich beeinflusst. Da in diesen Höhen nur eine begrenzte Anzahl an Teepflanzen angebaut werden kann, sind die Erntemengen limitiert und der Tee dadurch etwas ganz Besonderes. Die Pflanzen wachsen in den Bergen Darjeelings nur sehr langsam, wodurch sie einen ungewöhnlich gehaltvollen Geschmack entwickeln, der die Teesorten aus Darjeeling so berühmt macht. Auch die Ernte geschieht in Darjeeling mit größter Sorgfalt, denn die Teeblätter werden nur einzeln und von Hand gepflückt, um anschließend in aufwendiger Handarbeit weiterverarbeitet zu werden. Traditionellerweise sind ausschließlich Frauen für die Ernte der Blätter verantwortlich, die von jedem Trieb nur jeweils „two leaves and a bud“, also zwei Blätter und eine Knospe ernten, wie es das Tea Board of India vorschreibt. Daher stellt das offizielle Darjeeling-Gütesiegel der indischen Teebehörde eine Frau dar, die den Trieb eines Teebusches mit den beiden Blättern und der Knospe in ihrer Hand hält. Für hundert Gramm des kostbaren Darjeeling Tees werden etwa zweitausend Blätter benötigt, die nach dem sorgfältigen Welken gerollt werden, um durch den Prozess des Fermentierens ihren unverwechselbaren Geschmack zu entwickeln.
Darjeeling Tee wird zu drei unterschiedlichen Erntezeiten gepflückt, die das Aroma und die Farbe des Aufgusses maßgeblich beeinflussen. Der sogenannte „First Flush“ wird in den Frühlingsmonaten von Ende Februar bis spätestens Ende April geerntet und bringt einen blumig-frischen und spritzigen Tee hervor, dessen Aufguss durch seine intensiv goldgelbe und helle Farbe auffällt. Die Blätter des sogenannten „Second Flush“ werden lediglich innerhalb weniger Wochen im Juni und frühen Juli gepflückt. Second Flush Darjeeling begeistert durch ein deutlich kräftigeres und abgerundetes Aroma, das leicht an Muskatnuss erinnert, sowie durch einen Aufguss, der die Farbe von Bernstein aufweist. Von Oktober bis Dezember werden die Blätter der sogenannten „Autumnals“ gepflückt, wenn die starken Monsunregen des Sommers abgeklungen sind. Die Sorten der Autumnals fallen durch ihre Farbenvielfalt auf, denn sie enthalten sowohl schwarze, als auch hellbraune und grüne Teeblätter. Die sogenannten „In-betweens“ werden zwischen dem First Flush und dem Second Flush geerntet, ihr Geschmack kommt an jenen der Frühlings- und Sommerernten jedoch nicht heran.

Zubereitung einer delikaten Tasse Tee

Darjeeling Tee ist äußerst sensibel und verlangt deshalb einen sorgfältigen Umgang in der Zubereitung. Damit sich der zarte und blumige Geschmack des Darjeeling voll entfalten kann, sollte das Wasser einen niedrigen Kalkgehalt aufweisen und nach dem Aufkochen auf höchstens 95° C abgekühlt sein. Keinesfalls darf der Tee mit kochendem Wasser zubereitet werden, da sich sonst die bitteren Gerbstoffe lösen und der Aufguss ungenießbar wird. Vier, maximal fünf Teelöffel oder zehn Gramm Darjeeling reichen für einen Liter Wasser. Diese Menge gilt als Richtwert sowohl für First und Second Flush, als auch für die Autumnals. Während die Sorten der Frühlings- und Herbsternte jedoch nur maximal drei Minuten ziehen sollten, vertragen die Sommersorten durchaus vier Minuten, um das kräftige Muskataroma voll zur Geltung zu bringen.

Darjeeling gilt zudem als der absolute Spitzenreiter unter den Schwarztees, was den Gehalt an Koffein betrifft. Eine etwas längere Ziehzeit von etwa drei Minuten bedingt, dass das Theanin gelöst wird, das die Wirkung des Koffeins im Körper ausgleicht und dem Tee dadurch eine beruhigende und entspannende Wirkung verleiht. Keine Sorte der Darjeeling Tees sollte jedoch länger als fünf Minuten ziehen, da der Aufguss sonst bitter und dadurch ungenießbar wird.

Der spritzige First Flush besticht durch seinen fruchtigen Geschmack und wird deshalb für gewöhnlich ohne Milch oder Süßungsmittel getrunken, sondern lediglich mit einem Spritzer Zitronensaft aromatisiert. Auch das frische Aroma des Second Flush Darjeeling wird durch ein wenig Zitrone besser betont als durch Milch oder Sahne. Die Sorten der Autumnals eignen sich hingegen wegen ihres würzigeren und leicht bitteren Geschmacks hervorragend zum Genuss mit Milch sowie Zucker oder Honig.

Darjeeling – Nicht nur Herkunftsgebiet von Schwarztee

Jeder Teetrinker, der Darjeeling hört, denkt automatisch an hochwertigen und aromatischen Schwarztee mit charakteristischer Farbe. Der Name bezeichnet jedoch keine einzelnen Teesorten, sondern lediglich das geographisch streng begrenzte Anbaugebiet der Pflanzen. So werden aus den Blättern der an den Gebirgshängen um die Stadt Darjiling wachsenden Teebüsche auch einige kräftige Oolong-Sorten sowie Grüner, Weißer und seltener Gelber Tee produziert, die sich je nach Prozess der Weiterverarbeitung nach der Ernte und dem Grad der Fermentierung voneinander unterscheiden. Beim typischen Darjeeling handelt es sich um einen weitfermentierten Tee, der dem Schwarztee zugeordnet wird, jedoch auch einige Eigenschaften des Oolong aufweist. Der Grüne Tee aus Darjeeling wird hingegen nicht fermentiert und behält dadurch seine hellgrüne Farbe und das zartbittere und frische Aroma.

Als besondere Köstlichkeit, die jedoch nur zu einem stolzen Preis bei spezialisierten Händlern erhältlich ist, gelten die sogenannten „Gartentees“ oder „Single Estate Teas“. Diese Sorten stammen im Gegensatz zu den Selected Darjeelings aus einem einzigen der berühmten Teegärten der Region. Sie sind jedoch nicht nur sündhaft teuer, sondern auch selten, da die Händler pro Saison aus Kostengründen meist jeweils nur eine einzige Sorte Gartentee anbieten. Ob diese geschmacklich die sorgfältig zusammengestellten Selected Darjeelings tatsächlich übertreffen, werden nur leidenschaftliche Teeliebhaber beantworten können. Bei diesen stehen die kostbaren Sorten jedoch hoch im Kurs.

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