Keramikkannen als Teil der chinesischen Teekultur
Keramikkannen sind beliebte und vielseitige Gefäße, die häufig für das Servieren und Zubereiten von Tee verwendet werden. Mit ihrer traditionellen Eleganz und funktionalen Gestaltung sind Keramikkannen sowohl bei Teeliebhabern als auch bei Sammlern aufgrund ihrer ästhetischen Anziehungskraft und praktischen Eigenschaften beliebt.
Während Tee erst sehr spät nach Europa kam, ist er in Asien ein weitaus älteres Kulturgut. Es heisst, Tee habe in China eine 5000-jährige Tradition. So ist es nicht verwunderlich, wie sich im Laufe der Zeit daher gerade in China, dem Ursprungsland des Tees, eine sehr umfangreiche Teekultur entwickelt hat.
Keramikkannen als Bestandteil chinesischer Teetradition
Bei uns weitgehend unbekannt, sind Keramikkannen in der chinesischen Teekultur sehr etabliert und wichtig. Die ältesten bekannten Teekannen stammen aus der Zeit der Ming-Dynastie – aus der Provinz Yixing, deren Keramikkunst auch heute noch über die Grenzen Chinas hinaus bekannt ist. Zu dieser Zeit wurde Keramik in China wieder beliebter, nachdem sie zuvor weitgehend vom Porzellan verdrängt worden war.
Chinesische Keramikkannen geniessen einen einzigartigen Ruf. Von den Anfängen der Teekultur bis heute gibt es bekannte Meister in der Kunst ihrer Herstellung bzw. bestimmte Manufakturen, die besonders geschätzt werden. Eine herausragende Stellung nehmen dabei die Kannen aus purpurroter Boccaro-Keramik ein. Sie wurde aus dem Sandlehm verschiedener Provinzen (u.a. Yixing) gewonnen und erhielten ihre besondere Farbe durch den Brennvorgang.
Als fermentierter und halb-fermentierter Tee Einzug hielt, der länger ziehen musste, traten die Keramikkannen ihren eigentlichen Siegeszug an. Durch Porzellankannen wurde der Geschmack zu sehr beeinträchtigt und der Tee konnte sein Aroma nicht genügend entfalten. Man besann sich auf die Keramik als Teekannen-Material, da der Tee in ihnen optimal gelang. Mit der Kulturrevolution jedoch erstarb erneut die Keramikherstellung, aber eben auch Porzellan wurde kaum noch produziert. Kunsthandwerk war verpönt und galt als reaktionär. Erst in den Siebzigern erholte sich das Kunstandwerk wieder und auch die Keramik- und Porzellan-Produktion nahm wieder zu.
Besonders die Kannen aus Yixing erfreuten sich aus diversen Gründen nicht nur hoher Beliebtheit, nein, sie wurden geradezu verehrt. Doch nicht nur die Kunstfertigkeit ihrer Hersteller war der Grund hierfür: In den Kannen entfaltet der Tee ein besonders gutes Aroma und je länger die Kanne bereits in Gebrauch ist, desto verführerischer soll der Duft sein, den der Tee verströmt.
Bis heute sticht vor allem die Yixing-Keramik hervor. Für sie, wie auch für andere Keramikkannen gelten verschiedene Aspekte, die für die Qualität sprechen:
– der visuelle Aspekt (beispielsweise die Proportionen)
– der qualitative Aspekt (handwerkliche Ausführung)
– der ornamentale Aspekt (künstlerischer Wert)
Yixing-Keramikkannen werden heute in über 260 anerkannten Werkstätten/Manufakturen hergestellt. Sie sind in verschiedenen Farben erhältlich, die durch unterschiedliche Brenntemperaturen und eventuelle Mineralzusätze erreicht werden. Es kann also nicht einfach jemand behaupten, daß er diese Kunst beherrsche. Hierfür ist sehr viel Erfahrung notwendig und die Meister geben ihr Wissen über Jahre hinweg an ihre Schüler weiter. Auch heute noch ist die Herstellung Handbarbeit. Manche Kannen benötigen bis zu Ihrer Fertigstellung mehrere Tage. Es gibt einige besonders hervorstechende Meister in der Kunst der Yixing-Keramik. Kannen dieser Meister können Rekordsummen von mehreren Tausend Euro erzielen.
Worauf müssen Sie achten?
Vor dem Kauf sollten Sie sich genau informieren, um nicht auf eine Fälschung herein zu fallen. Die Kännchen müssen am Boden ein Siegel tragen (des Künstlers oder der Manufaktur). Außerdem ist es ratsam, das Keramikkännchen akribisch auf kleine Haarrisse hin zu untersuchen. Ein guter Fachhändler wird für Sie einen Funktionstest vornehmen.
Ebenso sollten Sie vor dem Erwerb bereits wissen, welchen Tee sie mit der Keramikkanne zubereiten möchten. Oolong Blätter gewinnen stark an Volumen und sollten daher in ein größeres Kännchen mit großer Tülle. Für Grüntee ist ein Sieb vor der Tülle notwendig und für Weißtee eignet sich ein etwas kleineres Kännchen mit großer Tülle, da diese weniger an Volumen gewinnen als Oolong. Mit einem Preis von mindestens 25 Euro sollten Sie rechnen, nach oben hin ist das Ende relativ offen. Der Preis ist beispielsweise davon abhängig, ob die Kanne ein Einzelstück ist oder nicht. Weiterhin spielt es natürlich eine Rolle, welchen Ruf der Meister hat, aus dessen Atelier sie stammt.
Die Pflege der Kannen gestaltet sich für den europäischen Teetrinker kompliziert. Zunächst einmal ist jede Kanne nur für eine Teesorte gedacht. Der Geschmack einer anderen Teesorte würde völlig ruiniert werden. Außerdem sind die Kannen für Schwarztee ungeeignet, da dieser viel zu intensiv würde. Es geht schon vor der ersten Teezubereitung los: Die Kanne muss ca. 30 Minuten mit weichem (!) Wasser ausgekocht werden. Danach füllen Sie die Blätter der Teesorte ein, für die Sie sich bereits im Vorfeld entschieden haben. Diese gießen Sie mit Wasser auf und lassen das Ganze über Nacht stehen. Man nennt das “Eintrinken”. So nimmt die Kanne sozusagen bereits das Aroma des Tees auf, es lösen sich mögliche Rückstände vom Herstellungsprozess und der Ziegelgeschmack (durch das Brennen verursacht) verschwindet. diese Prozedur ist für Porzellanfans sicherlich besonders ungewöhnlich. Sie ist aber unbedingt notwendig und glücklicherweise nur einmalig vorzunehmen.
Der Tee ist dann bei der Zubereitung schon innerhalb von 20-30 Sekunden fertig. Nach dem Ausgiessen des Tees in entsprechende Tassen, sollten sich lediglich noch die feuchten Teeblätter in der Kanne befinden. Danach nehmen Sie die Teeblätter heraus. Achten Sie besonders darauf, dass sich keine Reste mehr in der Kanne befinden. Nun wird die Kanne mit Wasser und einem Tuch oder Schwamm gereinigt. Reinigungsmittel sind völlig ungeeignet! Es sei denn, Sie mögen es, wenn Ihr Tee danach einen Hauch von Spülmittelgeschmack bekommt. Diese Art der Reinigung ist für Keramikkannnen bewährt und sie sollte daher auch nicht anders vorgenommen werden. Die Freude an Ihrer Kanne und dem besonders ausgeprägten Teegeschmack wäre sonst nur von sehr kurzer Dauer. Vor der nächsten Benutzung spülen Sie die Kanne kurz durch, damit Staub oder anderer Schmutz entfernt wird. Grundsätzlich mögen die Kannen kein hartes Wasser als Dauerbehandlung. Sollten Sie nur über hartes Wasser verfügen, kochen Sie die Kanne zumindest ab und zu in weichem Wasser aus.
Die tiefe Verehrung für die Keramikkannen sorgte dafür, daß eine durchschnittliche Familie auch schonmal ihr Vermögen für eine dieser Kannen ausgab, denn Tee war und ist ein wesentlicher Bestandteil der chinesischen Kultur. Viele Chinesen machten aus ihrer Verehrung eine Sammelleidenschaft. Bis heute hält diese Verehrung an, so daß diese Keramikkannen noch immer begehrte Sammelobjekte sind. Doch auch in Europa gibt es inzwischen genug Fans dieser Art der traditionellen Teezubereitung. Glücklicherweise gibt es nicht nur teure Exemplare, sondern auch genug erschwingliche. Auch hier in Deutschland haben viele Teegeschäfte diese Kannen für Tee-Enthusiasten im Angebot.
Man muß also hinsichtlich Kauf und Pflege schon ein großer Teeliebhaber sein, wenn man sich für eine Keramikkanne entscheidet. Vielleicht entdecken auch Sie ja erst durch eine chinesische Keramikkanne Ihren Lieblingstee richtig und erfahren neue Geschmacks- und Aromawelten.